Welche Bedeutung einerseits unsere schmerzhaften Erlebnisse haben, aber auch diejenige von Idealen, die wir selbst bilden können und die für eine heilsame Gestaltung im Sozialen nicht nur eine Möglichkeit bieten, sondern sogar eine Notwendigkeit darstellen, kommt in überaus schöner Weise in dem Gedicht Gabriel Audisios zum Ausdruck.
Eine Träne
Leget nieder einen Stern
(Von wo ihr selbst ihn habt geschaffen)
An die Quelle der Tränen,
Leget ab eine Träne
(Von wo ihr selbst wohl wurdet getroffen)
Ins Himmelsbogenwölben
Gegenseitigen Anblicks;
Eine Träne - ein Stern,
Und es kehrt euch wieder die Schönheit
Über dem Frühling der Welt
Und der Gesang des Dompfaffs
Vor die Klarheit aus euren Augen.
Freie Übertragung des Gedichts von Gabriel Audisio
Philipp Fürdens, Februar 2019
Das französische Original beeindruckt den Leser durch seine schlichte Reduziertheit, die bei genauerer Anschauung gleichzeitig nichts an Ausdrucksstärke und inhaltlicher Tiefe vermissen lässt.
Une larme
Déposez une étoile
A la source des larmes,
Déposez une larme
Dans le ciel du regard;
Une larme, une étoile,
Et la beauté revient
Sur le printemps du monde,
Et le chant des bouvreuils
A la clarté des yeux.
Gabriel Audisio, 1944
Poèmes du lustre noir
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